4 1 | 2019 «Reisen macht dich sprachlos. Dann wirst du zum Geschichtenerzähler». Private Safaris Kundin Josy Bucher nahm an einem «Bush Skills»Training in Botswana teil und erlebte acht intensive, unvergessliche Tage. Höhepunkt war die Nacht im Busch, unter dem wolkenfreien Sternehimmel. Ich stinke, unter meinen eingerissenen Fingernägeln klebt Dreck und meine Haare habe ich vor fünf Tagen das letzte Mal gewaschen. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass sich Glückshormone auch in einem – zugegeben – verwahrlosten Zustand einstellen können. Ich sitze ein letztes Mal auf dem «Land Cruiser» der Okavango Guiding School. Die Fahrt geht vom Wildnis-Camp nach Maun zum Flughafen. Demütig beobachte ich von weitem die Elefanten und denke an all die schönen Erlebnisse zurück, mit den gutmütigen, humorvollen Tieren. In der Nase rieche ich den intensiven Duft von wildem Basilikum. Immer wieder kullern Freudentränen. Ein unbeschreibliches Gefühl macht sich seit Tagen breit, weil ich dankbar bin für all das Erlebte. Doch der Reihe nach. Es war November als der Newsletter von Private Safaris in meiner Mailbox landet. Mit den SternenhimmelReisen und dem Wortlaut «im Busch übernachten, unter dem eindrücklichen Sternenzelt des südlichen Afrikas». Das war schon immer mein Traum, wie auch der «Ranger Experience»-Kurs, den ich vor Monaten auf der Webseite der Travel Experten entdeckt hatte. Der Gedanke, den Alltag komplett auszuschalten und von der Natur und den Tieren zu lernen, liess mich nicht mehr los. Nur, bis anhin traute ich es mir nicht zu. Ich hatte richtig Schiss davor. Ein Schubser für «die Reise des Lebens» «Hier ist dein Ausbildungsvertrag, bitte lies ihn durch und unterschreibe ihn». Ich frage Florian, der mir das geheftete Papier hinhält, was darin geschrieben steht. Mit einem Lächeln erklärt er cool: «So ungefähr, dass du uns deine Seele verkaufst.» Ich unterschreibe sofort, ohne einen Satz zu lesen. Philipp und Florian sind unsere Ausbildner für die nächsten acht Tage. Ich bin mittlerweile in Maun, stehe nachmittags mit neun fremden Menschen vor zwei Land Cruisern und starte in mein grösstes Abenteuer überhaupt. Seit dem Newsletter sind sieben Monate vergangen. Die Lust auf Natur- Erlebnisse und auf «Afrika pur» waren so stark, dass ich meine Angst überwunden habe. Den letzten «Schubser» bis zur Buchung gab mir allerdings Larissa Kato, Reisedesignerin bei Private Safaris. Sie kennt das Leben im Busch, motivierte mich und organisierte die insgesamt 17-tägige Afrika-Reise nach meinen Wünschen. Zwei spannende Stunden dauerte die Fahrt von Maun in die Abgeschiedenheit. Über Sandpisten, durch unwegsames Gelände und Büsche. Nach einer Stunde muss ein Reifen gewechselt werden. Es gibt hier Dornen, die sich durch dicksten Gummi bohren können. Es scheint, als schütze sich die Natur vor zu vielen Eindringlingen. Verlass auf die Fremden Unwirklich und wie im Film fühlt es sich für mich an, als wir im Camp ankommen. Ein beachtliches Gelände mit offenem Safari-Hauptzelt, einen Küchen- und Angestelltenbereich sowie die Gästezelte. Alles inmitten einer schutzgebenden Baumgruppe. Hier fühle ich mich von der ersten Minute an wohl und aufgehoben. Alle in der Gruppe sind von Beginn weg sympathisch, zeichnen sich durch Humor und Hilfsbereitschaft aus. Eine Gemeinschaft die Verantwortung übernimmt und bereit ist, die Natur zu respektieren. Die Nächte in Botswana sind schnell da. Kaum ist das Zelt bezogen und der Rundgang gemacht, ist es finster. Nach dem Nachtessen wird die Romantik – grosser Tisch am Fluss, beleuchtet durch viele, kleine Laternen – durch lebensnotwendige Überlebensregeln abgelöst. Camp-Leiter Philipp verteilt Aufgaben für den nächsten Tag und gibt klare Regeln durch. Dazu gehört auch, wie man sich verhält, wenn man auf dem Weg zum Zelt einer Grosskatze begegnet oder einem Elefanten. Nur noch leere «Balken» Die Stirnlampe zeigt mir den Weg zum Zelt Nr. 1, dass ich allein nutzen darf. Es steht am Rand der Baumgruppe, mit Blick übers offene Buschland und den Fluss. Wir sind in Zweierteams eingeteilt und meine Aufgabe für den ersten Ranger-Tag ist, die anderen zu wecken und ihnen einen Kessel heisses Wasser für die Morgen toilette zu bringen. Ich stelle den Wecker meines Mobiltelefons auf 05.15 Uhr und versuche ein SMS zu schicken. Unmöglich, kein «Balken» und somit auch absolut kein Empfang. Egal ob ich stehe, liege oder sitze. Eine Woche lang wird niemand wissen, ob ich noch lebe oder nicht. Das Einschlafen funktioniert schlecht. Ich bin ziemlich aufgedreht und kann es kaum erwarten, bis der Morgen anbricht und wir endlich auf die Pirsch fahren. Dazu kommt die fremde Geräuschkulisse. Löwen, Elefanten und andere Tiere machen sich in der Ferne bemerkbar. Weil alles eben ist, tönt es sehr nah. Es ist immer noch finster und sehr kalt, als um 05.15 Uhr der Wecker losgeht. Im Juli ist es in Botswana Winter, die Temperaturen liegen nachts bei etwa 6–8 Grad und klettern tagsüber für kurze Zeit auch mal auf angenehme 25 Grad. Das Wort Verantwortung nimmt hier im Busch ganz andere Dimensionen an als im Geschäftsleben. Nichts ist planbar, überall gibt es Gefahren. Diese gehen nicht ans
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