ÜBER 400 TOURISMUSAKTEURE WURDEN IM ASSESSMENT BEFRAGT, WIE Z.B. HOTELMITARBEITENDE (L.), TOURGUIDES (M.) UND DIE INDIGENEN VÖLKER NAHE PHUKET (R.) | INTERVIEW KUONI GOES ELSEWHERE | 35 unserem Engagement erzielen können. Analog ist dies der Fall beim Reiseveranstalter Studiosus mit Myanmar. Welche Schwerpunktfelder wurden identifiziert? Wir befassen uns hauptsächlich mit den folgenden vier Schwerpunkten: faire Arbeitsbedingungen, Schutz von Natur- und Lebensräumen, Bewahrung von kultureller Identität sowie Schutz vulnerabler Individuen und Gruppen. Weitere Themen sind beispielsweise die moderne Sklaverei, sexuelle Ausbeutung oder Landraub, welche wir zusammen mit dem RT ansprechen werden. Was waren deine Schlüsselerkenntnisse aus den Gesprächen? Eine Schlüsselerkenntnis war, dass alle Anspruchsgruppen unterschiedliche Bedürfnisse haben und auf unterschiedliche Art und Weise zu Lösungsansätzen beitragen. Zudem hat es mich bestärkt, dass wir mit vielen von uns durchgeführten Massnahmen auf dem richtigen Weg sind, sei es mit Zertifizierungen oder Schulungen. Und manchmal, Hand aufs Herz, reichen diese nicht aus und wir müssen neue Ansätze finden. Trotz Herausforderungen stiessen wir in Thailand auf ein gutes Momentum für positiven Wandel. In welchen Bereichen siehst du besonders grosses Potenzial? Grosses Potenzial im Sinne von Synergien erwies sich in Nachhaltigkeitszertifizierungen. Ist ein Hotel zum Beispiel mit dem Label Travelife ausgezeichnet, werden diverse Aspekte beleuchtet. So werden gleichzeitig auch Mindestanforderungen für einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen erfüllt. Ebenso bei einer ehrlichen Auseinandersetzung mit der Frage, ob und wie Schul- und Waisenhausbesuche ethisch vertretbar sind. Gleich auch die «Völkerschau» von indigenen Völkern, weil bei dieser Thematik oftmals die Nachteile die Vorteile überwiegen. Hier ist es wichtig, dass die lokale Bevölkerung integriert wird und ein Mitstimmrecht erhält. Zum Abschluss: Welche war die eindrücklichste Begegnung? Definitiv diejenige mit den Seenomaden, einem indigenen Volk nahe Phuket. In Erinnerung bleiben wird mir, als wir nach einem erfolgreichen Workshop alle Teilnehmenden zum Mittagessen einluden. Trotz akribischer Vorbereitung für die interkulturelle Begegnung sind wir ins Fettnäpfchen getreten: Entsetzen stand ihnen ins Gesicht geschrieben, als zur Vorspeise Salat serviert wurde. Auf meine Frage, was nicht in Ordnung sei, bekamen wir zur Antwort: «Wir essen keinen Salat, sowas geben wir unseren Schweinen!» Man lernt eben nie aus (lacht). Die Fallstudie steht online auf humanrights-in-tourism.net zum Download.
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